Denkst du, dass alle Neoprenanzüge dich vollständig trocken halten?
Das ist ein weit verbreiteter Irrtum!
Viele Wassersportler kaufen ihren ersten Neoprenanzug und erwarten komplette Wasserdichtigkeit.
Die Realität sieht anders aus.
Inhaltsverzeichnis
Neoprenanzüge sind nicht wasserdicht – und das ist gewollt
Die meisten Neoprenanzüge sind nicht wasserdicht, sondern wasserdurchlässig. Das mag zunächst überraschend klingen, ist aber das Funktionsprinzip von Neopren.
Ein herkömmlicher Neoprenanzug lässt eine dünne Wasserschicht zwischen Haut und Material eindringen. Diese Wasserschicht erwärmt sich durch deine Körpertemperatur und bildet eine isolierende Schicht.
Das Material selbst – meist 2-7mm dickes Neopren – sorgt für die eigentliche Wärmeisolation. Je dicker das Neopren, desto wärmer hält es dich.
Wann sind Neoprenanzüge tatsächlich wasserdicht?
Trockentauchanzüge (Drysuits)
Trockentauchanzüge sind die einzigen vollständig wasserdichten Neoprenanzüge. Sie verfügen über:
- Wasserdichte Reißverschlüsse
- Dichtungsmanschetten an Handgelenken und Hals
- Spezielle Ventile für Luftzufuhr und -ablass
- Vollständig versiegelte Nähte
Diese Anzüge werden hauptsächlich beim Tauchen in sehr kalten Gewässern verwendet (z. B. Trockentauchanzüge).
Semi-Dry Neoprenanzüge
Semi-Dry Anzüge bilden einen Mittelweg. Sie sind nicht vollständig wasserdicht, aber deutlich wasserdichter als normale Neoprenanzüge.
Sie besitzen verstärkte Dichtungen an Armen, Beinen und am Hals. Dennoch dringt etwas Wasser ein – deutlich weniger als bei herkömmlichen Modellen.
Warum normale Neoprenanzüge Wasser durchlassen
Das Wärmeprinzip
Neopren funktioniert nach dem Prinzip der „warmen Wasserschicht“. Das eingedrungene Wasser erwärmt sich schnell auf Körpertemperatur und wird dann nicht mehr ausgetauscht.
Diese dünne, warme Wasserschicht isoliert besser als Luft und hält dich warm.
Flexibilität und Komfort
Wasserdurchlässige Neoprenanzüge bieten mehr Bewegungsfreiheit. Sie sind flexibler und angenehmer zu tragen als vollständig wasserdichte Modelle.
Für die meisten Wassersportarten wie Surfen, Kitesurfen oder Schwimmen ist diese Flexibilität wichtiger als komplette Trockenheit.
Faktoren für die Wasserdichtigkeit
Nähte und Verarbeitung
Die Art der Nähte bestimmt, wie viel Wasser eindringt:
- Flatlock-Nähte: Flach und flexibel, aber nicht wasserdicht
- Blind-Stitched Nähte: Wasserdichter, da sie nicht komplett durchstechen
- Verklebte und versiegelte Nähte: Maximale Wasserdichtigkeit
Passform
Ein perfekt sitzender Neoprenanzug lässt weniger Wasser eindringen. Zu große Anzüge ermöglichen ständigen Wasseraustausch und reduzieren die Wärmeleistung erheblich.
Reißverschlüsse
Standard-Reißverschlüsse sind nie vollständig wasserdicht. Hochwertige Anzüge verwenden wasserdichte Reißverschlüsse oder zusätzliche Abdeckungen.
Für welche Aktivitäten brauchst du wasserdichte Anzüge?
Wasserdichte Anzüge empfehlenswert:
- Tauchen in sehr kaltem Wasser
- Längere Aufenthalte im kalten Wasser
- Professionelle Unterwasserarbeiten
- Rettungseinsätze
Normale Neoprenanzüge ausreichend:
- Surfen und Kitesurfen
- Schwimmen im Freiwasser
- Schnorcheln
- Stand-Up Paddling
- Kajakfahren
Fazit: Die richtige Wahl treffen
Nein, nicht alle Neoprenanzüge sind wasserdicht – und das müssen sie auch nicht sein. Für die meisten Wassersportarten funktionieren herkömmliche, wasserdurchlässige Neoprenanzüge perfekt.
Wasserdichte Anzüge sind nur in speziellen Situationen notwendig und deutlich teurer. Konzentriere dich bei der Auswahl auf die richtige Passform, Materialdicke und Verarbeitung für deine geplanten Aktivitäten.
Ein gut sitzender 3-5mm Neoprenanzug hält dich in den meisten Situationen ausreichend warm – auch wenn er nicht vollständig wasserdicht ist.